Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Die Wallfahrtskirche auf dem Bleidenberg in Oberfell ist ein beeindruckendes Zeugnis religiöser und architektonischer Geschichte. Sie steht als Symbol für die tiefe Gläubigkeit der Menschen in der Region und bietet einen eindrucksvollen Einblick in verschiedene Baustile und Epochen. Die Kirche, die Pilger auf dem Mosel-Camino willkommen heißt, hat eine bewegte Geschichte hinter sich, von frühen Sakralbauten über Zerstörung bis hin zur liebevollen Restaurierung durch engagierte Ehrenamtliche.
Die Geschichte der Wallfahrtskirche
Frühe Ursprünge und erste Erwähnungen
Die Ursprünge der Kirche reichen weit zurück. Es gibt unterschiedliche Annahmen zum Alter eines früheren Bauwerks. Einige Historiker vermuten eine frühromanische Marienkapelle aus dem 10. oder 11. Jahrhundert, während andere von einer Basilika ausgehen. Archäologische Befunde deuten darauf hin, dass die Wallfahrtskirche auf den Fundamenten eines älteren Sakralbaus errichtet wurde.
Neubau und Bedeutung im Mittelalter
Nach der erfolgreichen Belagerung der Burg Thurant durch den Trierer Erzbischof Arnold II. von Isenburg wurde 1248 eine neue Kirche errichtet. Sie wurde dem Patrozinium der Heiligen Dreifaltigkeit unterstellt und erstmals urkundlich 1253 in einem Ablassbrief erwähnt. Die Wallfahrtskirche wurde fortan zu einem bedeutenden Pilgerort.
Bauphasen und architektonische Besonderheiten
Die Kirche zeichnet sich durch eine Kombination romanischer und gotischer Elemente aus. Der Grundbau war zunächst romanisch, mit massiven Mauern und Rundbögen. Spätere Erweiterungen im gotischen Stil fügten Spitzbögen und filigrane Fenster hinzu.
Im Laufe der Jahrhunderte wurden mehrere bauliche Veränderungen vorgenommen:
Ein kleiner Chor wurde hinzugefügt.
Ein ursprünglicher Turm musste weichen und wurde seitlich neu errichtet.
Im Jahr 1308 wird erstmals ein Altar erwähnt; 1656 existierten vier Altäre.
1680 reduzierte sich ihre Anzahl auf drei: Marien-, Nikolaus- und Kreuzaltar.
Wiederaufbau und Restaurierung
Durch das Engagement des Pfarrers Martin Cornely (1848–1860) wurde der Chor notdürftig gesichert und erneut für Gottesdienste genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg mussten weitere Sicherungsmaßnahmen durchgeführt werden, um den Einsturz der Ruine zu verhindern.
Dank der Bemühungen des Oberfeller Pfarrers Walter Leonards wurde 1963/1964 eine umfassende Restaurierung eingeleitet. Die Mauerwerke wurden gesichert, und der Innenraum erhielt eine neue Ausstattung.
Die Bedeutung der Wallfahrtskirche heute
Die Kirche ist bis heute ein wichtiger Anziehungspunkt für Pilger. Jedes Jahr findet am Dreifaltigkeitssonntag die traditionelle Prozession von Oberfell zur Wallfahrtskirche statt.
Ein besonderer Blickfang ist der Pilgerstein auf dem Vorplatz der Kirche. Dieser wurde am 3. Juni 2012 anlässlich der 764. Bergwallfahrt eingeweiht. Die drei ineinander verflochtenen Ringe symbolisieren die Dreifaltigkeit und verschiedene eingemeißelte Symbole verweisen auf den Jakobsweg und die Verehrung des Apostels Matthias.
Steinmetz: Jens Fischer
Gestaltung: Pilgerbegeisterte Männer aus Oberfell
Architektur der Wallfahrtskirche
Die Kirche zeichnet sich durch die Kombination mehrerer Baustile aus:
Romanischer Baustil: Erhaltene Elemente der Ursprungsstruktur, wie Rundbögen und massive Mauern.
Gotische Elemente: Hohe Fenster, ein erhöhter Chor und feingliedrige Strebewerke.
Neuzeitliche Restaurierungen: Die modernen Restaurierungen versuchen, das historische Erscheinungsbild so authentisch wie möglich zu bewahren.
Hochaltar der Wallfahrtskirche Bleidenberg
Der beeindruckende neugotische Hochaltar der Wallfahrtskirche Bleidenberg ist ein kunstvoll gestaltetes Werk, das die Heilige Dreifaltigkeit in den Mittelpunkt rückt. Die zentrale Darstellung zeigt Jesus Christus, Gottvater und den Heiligen Geist in einer harmonischen Komposition, die tiefgehende christliche Symbolik vermittelt.
Zentrale Darstellung
Im mittleren Bereich des Altars befindet sich eine Reliefdarstellung der Heiligen Dreifaltigkeit:
- Jesus Christus, dargestellt mit einem großen Kreuz, blickt dem Betrachter entgegen und symbolisiert die Erlösung der Menschheit durch sein Opfer.
- Gottvater, rechts neben Jesus, hält die Weltkugel in der Hand, ein Zeichen seiner allumfassenden Macht und Herrschaft über die Schöpfung.
- Über ihnen schwebt die Taube des Heiligen Geistes, umgeben von einem Strahlenkranz, die für die göttliche Inspiration und das Wirken des Geistes steht.
Die Darstellung ist von einer Engelschar umgeben, die dem gesamten Ensemble eine himmlische Atmosphäre verleiht.
Seitliche Figuren des Hochaltars
Flankiert wird die zentrale Darstellung von zwei Engelfiguren, die in klassischer Gebetshaltung dargestellt sind:
- Linker Engel: Diese Figur hält die Hände gefaltet und zeigt einen Ausdruck der Andacht und Ehrfurcht. Die detaillierte Gestaltung der Gewänder und die goldenen Akzente betonen die hohe künstlerische Qualität der Skulptur.
- Rechter Engel: Mit einer segnenden Geste und einem sanften Gesichtsausdruck symbolisiert diese Figur den göttlichen Schutz und Beistand.
Die Engel stehen für die himmlische Begleitung und den Schutz, den die Pilger auf ihrem Weg erhalten sollen.
Gotische Architektur des Altars
Der Hochaltar ist von filigranen neugotischen Verzierungen umrahmt, die sich durch spitzbogige Türmchen, Maßwerk und feine Ornamentik auszeichnen. Die Farbgebung in dunklem Holz mit goldenen Akzenten verleiht dem Altar eine edle Ausstrahlung und hebt die religiöse Bedeutung hervor.
Inschrift und Bedeutung
Am unteren Teil des Altars ist eine Inschrift aus dem Matthäusevangelium angebracht:
„Geht hin und macht alle Völker zu Jüngern, tauft sie auf den Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes“ (Matthäus 28:19).
Diese Bibelstelle erinnert die Gläubigen an den christlichen Missionsauftrag und die Bedeutung des Glaubens für alle Menschen.
Verein zur Erhaltung der Wallfahrtskirche
Ein engagierter Verein setzt sich aktiv für die Pflege und Erhaltung des Bauwerks ein. Mit Spenden und ehrenamtlicher Arbeit tragen sie zur Sicherung und Restaurierung der Kirche bei. Interessierte können sich auf der Vereinswebsite weiter informieren und unterstützen: https://www.kirche-kultur-raum-bleidenberg.de/
Fazit
Die Wallfahrtskirche auf dem Bleidenberg in Oberfell ist nicht nur ein bedeutendes Zeugnis mittelalterlicher Baukunst, sondern auch ein lebendiger Pilgerort mit einer tiefen spirituellen Bedeutung. Ihre wechselvolle Geschichte, die liebevolle Restaurierung und die fortwährende Pflege durch engagierte Menschen machen sie zu einem faszinierenden Ziel für Pilger, Historiker und Kulturinteressierte gleichermaßen.
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Quellenangaben
Michael Grün (2022): „Wallfahrtskirche Unserer Lieben Frau auf dem Bleidenberg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290440 (Abgerufen: 27. Januar 2025)
https://de.wikipedia.org/wiki/Wallfahrtskirche_Bleidenberg_(Oberfell)