Metz – Monumentalgemälde & Grabdenkmal (Église Saint-Martin) | Wall painting & tomb of the Baudoche de Heu-Gronays family

Inhaltsverzeichnis
Standort
📍 Ort: Nordquerhaus der Kirche Saint-Martin, Metz (Département Moselle, Frankreich)
Ein Kunstwerk über Jahrhunderte hinweg
An der Nordwand des Querhauses der Église Saint-Martin in Metz entfaltet sich ein stilles, aber umso kraftvolleres Zusammenspiel zweier Ausdrucksformen christlicher Kunst: ein monumentales Wandgemälde mit Szenen aus dem Leben der Jungfrau Maria und das prachtvolle Grabdenkmal der Familien Baudoche de Heu-Gronays, beide in ein kunstvolles Ensemble eingebunden.

Die Wandmalerei: Drei Stationen im Leben Mariens
Das monumentale Gemälde aus dem 16. Jahrhundert nimmt die gesamte obere Wandfläche ein und zeigt in drei Szenen zentrale Momente aus dem Leben der Jungfrau Maria:
Darstellung Mariens im Tempel
Verkündigung des Herrn
Heimsuchung Mariens
Die Komposition wird durch eine fein gearbeitete gemalte Architektur eingefasst – filigrane Säulen, die einen Baldachin tragen, strukturieren die Szenen und verleihen dem Bild Tiefe und Erhabenheit.
Die mittlere Szene – die Verkündigung – steht im Zentrum. Der Engel Gabriel tritt Maria mit einer Geste ehrfürchtiger Demut gegenüber. Er trägt einen Lilienzweig – ein klassisches Mariensymbol der Reinheit. Maria kniet, in ein prachtvoll gefaltetes Gewand gehüllt, am Betpult.
Links davon ist die Darstellung der Jungfrau im Tempel zu erkennen, rechts die Begegnung mit Elisabeth (Heimsuchung). Einige Bereiche wurden im 19. Jahrhundert restauriert oder übermalt, was das Werk zugleich zu einem Zeugnis künstlerischer Kontinuität macht.
Begriff erklärt: Verkündigung
Die Szene der Verkündigung bezeichnet den Moment, in dem der Engel Gabriel Maria die Geburt Jesu ankündigt. Sie ist eine der zentralen Darstellungen in der christlichen Ikonographie und wurde in der Kunstgeschichte immer wieder bildlich dargestellt.

Das darunterliegende Denkmal: Ein Zeugnis bürgerlicher Stifterkunst
Unmittelbar unterhalb der Malerei befindet sich das monumentale Grabdenkmal der Familien Baudoche de Heu-Gronays, das als steinerne Architekturskulptur die Würde und Frömmigkeit der Stifterfamilie zum Ausdruck bringt.
Die polychrome Steinskulptur besteht aus zehn filigranen Blindarkaden (Zierbögen ohne Durchbruch), deren Enden in Spitzbögen, die mittleren in Rundbögen ausgeführt sind – eine bewusste Mischung romanischer und gotischer Elemente.
Die Arkaden sind durch kleine Säulen mit Blattkapitellen getrennt. Die Zwickel (Zwischenräume zwischen den Bögen) sind mit Wappen geschmückt, die auf die Abstammung und Bedeutung der Familie hinweisen. Am Fuß verläuft eine Inschrift als Epitaph.
Besonders bemerkenswert sind die beiden architektonischen Ergänzungen:
Links: ein kleines, mit einem Vorhang geschlossenes Tabernakel mit Epitaph.
Rechts: ein Flachrelief mit der Darstellung der Jungfrau Maria.
Begriff erklärt: Epitaph
Ein Epitaph ist ein Gedenkstein oder eine Tafel, die einem Verstorbenen gewidmet ist, meist mit Inschrift, Wappen oder Bild. Anders als ein Grabstein steht es nicht zwingend auf einem Grab.

Maße und Ausführung
Wandmalerei: ca. 250 cm hoch und 620 cm breit
Grabdenkmal: 620 cm lang, Arkadenhöhe ca. 120 cm
Tabernakelszene: ca. 118 cm hoch und 245 cm breit
Die Kombination beider Kunstwerke vermittelt nicht nur eine tiefgreifende Spiritualität, sondern auch den Anspruch der Familie, sich dauerhaft im Raum der Kirche als fromme Wohltäter zu verankern.
Eindruck & Bedeutung
Die Einheit von Malerei und Skulptur macht diesen Abschnitt der Kirche zu einem besonderen Ort der Erinnerung, Kontemplation und kunstgeschichtlichen Reflexion. Der Übergang von gotischer Ornamentik zu nachträglichen barocken und neugotischen Ergänzungen erzählt zugleich vom Wandel künstlerischer Epochen.

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