Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Der Altar des Heiligen Herzens im nördlichen Querhaus der Kathedrale Saint-Étienne in Toul zählt zu den herausragenden Kunstwerken des 18. Jahrhunderts und ist zugleich ein bedeutendes Zeugnis der frühen Herz-Jesu-Verehrung in Frankreich.
Er entstand zwischen 1766 und 1768 auf Anregung von Königin Marie Leszczyńska, der Gemahlin Ludwigs XV. von Frankreich, die diesen Altar durch den Nachlass ihres Vaters, Stanislas Leszczyński, Herzog von Lothringen und König von Polen, finanzieren ließ. Der Betrag von 10.000 Livres floss in die Errichtung eines monumentalen, marmorverkleideten Altars, der bis heute eine eindrucksvolle Präsenz im Chorquerschiff entfaltet.
Die katholische Pfarrkirche St. Martin prägt das Ortsbild von Lingenfeld im Landkreis Germersheim (Rheinland-Pfalz). Sie gehört zur Pfarrei Seliger Paul Josef Nardini im Bistum Speyer und ist als Kulturdenkmal geschützt. Der Bau entstand im 19. Jahrhundert im Stil der Neoromanik und ist bis heute ein markanter geistlicher Mittelpunkt der Gemeinde.
🎨 Architektur und Künstler
Die architektonische Gestaltung des Altars wird dem aus Nancy stammenden Richard Mique (1728–1794) zugeschrieben – Hofarchitekt des Herzogs Stanislas und später Baumeister von Versailles.
Die Ausführung übernahm der Marmorarbeiter Lonnoy aus Charleville, dessen Name auf der Rückseite des Tabernakels der Kathedrale von Nancy mit der Jahreszahl 1757 dokumentiert ist. Unterstützt wurde er von den Bildhauern Söntgen und Girardet (1709–1778), die an den figürlichen Arbeiten beteiligt waren.
Das monumentale Altarretabel aus grauem und rosafarbenem Marmor gliedert sich in drei vertikale Achsen, eingerahmt von korinthischen Säulen, deren vergoldete Kapitelle den Übergang zur geschwungenen Bekrönung bilden. Über der Mitte erhebt sich ein großes Gemälde des Herzens Jesu, umgeben von Engeln – Symbol der göttlichen Liebe und Barmherzigkeit.
🙏 Ikonographie und Bedeutung
Das zentrale Gemälde zeigt Christus mit dem geöffneten Herzen, das von Lichtstrahlen umgeben ist – ein Sinnbild göttlicher Liebe, die sich der Welt zuwendet.
Der Altar trägt die Inschrift „Cor Jesu amanti sacrum“ – „Dem liebenden Herzen Jesu geweiht“.
Die beiden seitlichen Figuren stellen Heilige Frauen dar, die eng mit der Herz-Jesu-Verehrung verbunden sind:
Heilige Margareta Maria Alacoque (1647–1690), die Visionärin von Paray-le-Monial, die die Verehrung des Heiligsten Herzens Jesu verbreitete.
Heilige Gertrud von Helfta (1256–1302), Mystikerin der deutschen Zisterzienserinnen, die bereits im Mittelalter das Herz Jesu als Symbol göttlicher Liebe sah.
✝️ Liturgische Besonderheit
Bemerkenswert ist, dass dieser Altar – obwohl er ein Seitenaltar ist – mit einem Tabernakel ausgestattet wurde, in dem zeitweise das Allerheiligste aufbewahrt war.
Damit besitzt er eine liturgische Funktion, die sonst ausschließlich dem Hochaltar vorbehalten war. Diese Praxis unterstreicht die zentrale Bedeutung des Herz-Jesu-Kultes in Toul und im gesamten Bistum im späten 18. Jahrhundert.
Der Altar wurde am 23. Januar 1768 feierlich geweiht und war damit einer der ersten in Frankreich, der explizit diesem Kult geweiht wurde – noch bevor die Herz-Jesu-Kapelle von Versailles entstand.
🌹 Standort und heutige Wirkung
Der Altar befindet sich im nördlichen Querhaus, an der Ostwand der Kathedrale.
Seine farbige Marmorstruktur, das leuchtende Gemälde und die flankierenden Figuren erzeugen einen harmonischen Gesamteindruck zwischen barocker Pracht und klassizistischer Klarheit.
Das Zusammenspiel von Architektur, Skulptur und Malerei macht ihn zu einem der eindrucksvollsten Altäre der Kathedrale Saint-Étienne.
🕯️ Der Altar des Heiligen Herzens ist nicht nur ein Kunstwerk, sondern ein spirituelles Zeugnis der Verehrung Christi im 18. Jahrhundert – errichtet aus königlicher Gnade, gestaltet von Hofkünstlern, getragen von tiefem Glauben.
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