📍 Kathedrale Saint-Étienne de Toul
Nordkapelle – „Chapelle Sainte-Agnès“
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
Der Altar der Heiligen Agnes in der Kathedrale Saint-Étienne de Toul zählt zu den späten barocken Kunstwerken des 18. Jahrhunderts. Er wurde 1782 errichtet und befindet sich in einer Seitenkapelle im nördlichen Querschiff. Die kunstvolle Ausführung aus Marmor und hellem Stein, kombiniert mit vergoldeten Kapitellen und feiner architektonischer Gliederung, macht ihn zu einem der elegantesten Nebenaltäre der Kathedrale.
Architektur und Aufbau
Der Altar nimmt die gesamte Rückwand der Kapelle ein. Das Retabel ist reich gegliedert: Zwei korinthische Pilaster rahmen das zentrale Altarbild, das das Martyrium der Heiligen Agnes darstellt. Über dem Gebälk erhebt sich ein halbkreisförmiger Giebel, der von Feuervasen und einem Kreuz bekrönt wird – ein typisches Stilmerkmal des späten Rokoko.
Die Verwendung verschiedener heller Marmorsorten erzeugt ein harmonisches Farbspiel, während goldene Akzente den plastischen Eindruck verstärken.
Das Altarbild – Das Martyrium der Heiligen Agnes
Das zentrale Gemälde zeigt die Heilige Agnes, wie sie für ihren Glauben das Martyrium erleidet. Das Werk gilt als eine Kopie nach Domenico Zampieri, genannt Il Domenichino (1581–1641), einem der bedeutendsten italienischen Barockmaler aus Bologna.
Das Thema des Martyriums – mit Engeln, die den Märtyrerkranz herabreichen – betont Reinheit und Glauben. Die Komposition folgt der klassischen Struktur des italienischen Hochbarocks, mit kräftigen Farben und klarer Figurenordnung.
Künstlerische Details und Eisenarbeit
Besonders bemerkenswert ist das kunstvoll geschmiedete Gitter vor dem Altar. Die symmetrisch geschwungenen Voluten und fein gearbeiteten Ornamente erinnern an die Arbeiten der Werkstatt von Jean Lamour, dem berühmten Eisenschmied von Nancy, dessen Schule die Region nachhaltig prägte.
Historische Einordnung
Die Errichtung des Altars im Jahr 1782 fällt in die letzten Jahre des Ancien Régime. Während der religiöse Barock langsam dem Klassizismus wich, blieb die künstlerische Sprache in Toul noch reich an Bewegung und Ornament. Der Altar der Heiligen Agnes verkörpert somit die letzte Phase der barocken Frömmigkeitskunst in Lothringen.
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Quellenangaben
Inventaire général du patrimoine culturel, Ministère de la Culture, base Palissy: Autel, retable, tableau du martyre de sainte Agnès, XVIIIe siècle (1782)
Archives du diocèse de Toul
Vergleichende Studien zu Domenico Zampieri (Il Domenichino), Museo di Napoli
