Toul – Altar des Heiligen Nikolaus (Kathedrale Saint-Étienne)

📍 Kathedrale Saint-Étienne de Toul
Südliches Querschiff – „Chapelle Saint-Nicolas“

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Der Altar des Heiligen Nikolaus gehört zu den bedeutendsten Seitenaltären der Kathedrale Saint-Étienne de Toul. Errichtet im Jahr 1776, repräsentiert er die klassisch-barocke Stilphase der späten Lothringer Kunst. Seine ausgewogene Architektur, die Verwendung edler Marmorsorten und das harmonische Zusammenspiel von Struktur, Licht und Farbe machen ihn zu einem außergewöhnlichen Werk des 18. Jahrhunderts.

Architektur und Aufbau

Der Altar füllt die gesamte Rückwand seiner Kapelle aus und besteht aus einer Kombination aus Stein, verschiedenfarbigem Marmor und Schmiedeeisen.
Zwei Pilaster mit korinthischen Kapitellen rahmen das zentrale Altarbild ein und tragen ein Gebälk mit einem halbkreisförmigen Giebel, der von einer himmlischen Glorie aus Wolken und Strahlen bekrönt wird. Seitlich erweitern zwei zurückgesetzte Pilaster die Komposition und werden von Feuervasen abgeschlossen.

Die Gestaltung zeichnet sich durch feine Details aus: leicht geschwungene Pilasterflächen, vergoldete Ornamente und zarte Profile in Form von Ovaten und Herzmotiven verleihen dem Werk eine feierliche Eleganz.
Die helle Marmorierung kontrastiert mit den goldenen Kapitellen und der weißen Steinstruktur – ein typisches Merkmal des späten 18. Jahrhunderts in Lothringen.

Das Altarbild – Der Heilige Nikolaus rettet die Seeleute

Das zentrale Gemälde, „Saint Nicolas sauvant les marins“ („Der Heilige Nikolaus rettet die Seeleute“), wurde am 5. Dezember 1908 unter Denkmalschutz gestellt.
Es zeigt den heiligen Nikolaus, den Patron der Seefahrer, wie er inmitten eines tobenden Sturms den Schiffbrüchigen erscheint, um sie vor dem Untergang zu retten.
Die Darstellung verbindet religiöses Pathos mit dramatischer Bewegung: der Himmel öffnet sich, Licht durchdringt die dunklen Wolken, während Nikolaus in segnender Geste über den Wellen erscheint – ein Sinnbild göttlicher Fürsorge und Hoffnung.

Schmiedeeisen-Gitter

Das kunstvolle Eisengitter vor dem Altar ist ein Meisterwerk lothringischer Handwerkskunst. Die geschwungenen Voluten, die sich symmetrisch um die Mittelachse winden, sind typisch für die Schule von Jean Lamour (1698–1771), dem berühmten Eisenschmied von Nancy.
Die Gestaltung ist nahezu identisch mit jener des Gitters vor dem Altar der Heiligen Agnes, was darauf hinweist, dass beide Werke aus derselben Werkstatt oder Tradition stammen.

Historische Einordnung

Der Altar des Heiligen Nikolaus wurde 1776 errichtet und diente als Vorbild für den Altar der Heiligen Agnes, der ihm im Südschiff gegenübersteht.
Beide Altäre markieren den Übergang von barocker Fülle zu klassischer Klarheit, der sich in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts in der Region Lothringen durchsetzte.

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Quellenangaben

  1. Inventaire général du patrimoine culturel, Ministère de la Culture, base Palissy: Autel, retable, tableau Saint Nicolas sauvant les marins, 1776

  2. Archives du diocèse de Toul

  3. Studien zu Jean Lamour und der lothringischen Schmiedekunst

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