Rumbach – Mittelalterliche Fresken der Christuskirche

Inhaltsverzeichnis

Einleitung

Die Christuskirche Rumbach bewahrt einen selten geschlossenen Bestand mittelalterlicher Wandmalereien. Sie entstanden überwiegend im 14. Jahrhundert und wurden 1957/58 unter späteren Übermalungen wiederentdeckt – eine Rußschicht (vermutlich nach einem Brand) hatte sie zuvor konserviert und so über Jahrhunderte geschützt.

Entdeckung, Erhaltung, Datierung

  • Freilegung: 1957/58 legte man Malereien an der Nordwand, im Chorbogen, an der Ostwand des Langhauses und im Chorraum frei.

  • Konservierung: Die Rußlage unter den Kalktünchen wirkte wie ein Trennfilm; dadurch sind Konturen, Farbreste und Kompositionen heute noch gut ablesbar.

  • Datierung: Hauptbestand 1. Hälfte bis Mitte 14. Jh.älter erscheint das berühmte „Vogel-Bild“ (Lebensbaum mit sieben Vögeln).

  • Restaurierung: Eine behutsame Innenrenovierung 2017 stabilisierte den Bestand.

  • Namensgebung: Die Christusdarstellungen im Chor gaben der ehemaligen St-Gangolf-Kirche in der Neuzeit den Namen „Christuskirche“.

Anordnung im Raum

  • Chorbogen: Prophetenzyklus (großfigurige Gestalten mit Schriftbändern).

  • Chorraum (West- bzw. Nordwand): Apostelreihe unter Arkaden; weitere Christus-Szenen.

  • Langhaus (Nordseite): Fragmente, u. a. Kreuzigungsbild mit drei trauernden Frauen; heute zum Teil unter die Empore versetzt.

  • Fensternischen: Reiche Ornamentmalerei (Ranken, Bänder, Draperie) – die Nischen rahmen heute modern verglaste Fenster mit den Symbolen der vier Evangelisten.

Bildprogramme im Detail

Chorbogen – Propheten als Vorankündiger Christi

Im Chorraum der Christuskirche Rumbach haben sich eindrucksvolle Fresken aus dem 14. Jahrhundert erhalten, die trotz starker Beschädigungen ein geschlossenes Bildprogramm erkennen lassen. Sie umrahmen den Chorbogen und erstrecken sich auf die Apsiswand.

Am Chorbogen begegnen uns Darstellungen von Aposteln und Propheten, die als Zeugen des Glaubens auf Christus verweisen. Auf der linken Seite ist eine stehende Gestalt mit Heiligenschein zu erkennen, während die rechte Seite zwei übereinanderliegende Fresken zeigt: oben eine männliche Figur mit Kreuz, darunter ein weiterer Apostel mit Buch. Diese Anordnung betont die Funktion des Bogens als „Tor zum Heiligtum“.

Besonders eindrucksvoll ist die Malerei an der Ostwand des Chorraums. Dort thront Christus in einer Mandorla als Weltenrichter, umgeben von Engeln. Darunter sind weitere Szenen erkennbar, darunter eine Darstellung der Kreuzigung mit trauernden Figuren. Trotz der teils fragmentarischen Erhaltung vermittelt das Programm noch heute den ursprünglichen theologischen Anspruch: den Chorraum als Sinnbild des Himmels, in dem Christus als Richter und Erlöser gegenwärtig ist.

Die Fresken verdanken ihre vergleichsweise gute Erhaltung einer ungewöhnlichen Begebenheit: Vermutlich durch einen Brand wurden sie mit einer dicken Rußschicht überzogen und später übertüncht. Diese Schicht konservierte die Malereien über Jahrhunderte hinweg, sodass sie erst im 20. Jahrhundert wieder ans Licht kamen.

Damit gehören die Wandmalereien in der Christuskirche Rumbach zu den bedeutendsten Beispielen mittelalterlicher Kirchenmalerei in der Südwestpfalz und verleihen dem kleinen Sakralbau eine besondere kunsthistorische Bedeutung.

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Links Unten
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Rechts Oben

Übergang zum altem Langschiff

Die Apostel sind als Lehrer der Kirche mit Büchern/Schriftrollen wiedergegeben; die Folge unter maßwerkartig geöffneten Arkaden strukturiert die Wand horizontal. Der Stil zeigt lineare Konturen, sparsam lavierte Flächen in Ocker, Rot, Grün und Schwarz – typisch für den oberrheinischen Raum des 14. Jh.

🔹 Oberes Register (4 Apostel)

  • Links: Apostel mit einem Knüppel → St. Judas Thaddäus (Attribut: Keule/Knüppel).

  • Daneben: Apostel mit einem langen Schwert oder Speer (schemenhaft) → vermutlich St. Matthias oder St. Thomas.

  • Rechts daneben: Apostel mit Buch, aber undeutlich → könnte St. Jakobus der Jüngere sein.

  • Ganz rechts: Apostel mit Kreuz → St. Andreas (Attribut: Andreaskreuz).

🔹 Unteres Register (3 Apostel mit Christus)

  • Links: Heiliger mit Buchrolle → Prophetengestalt oder Apostel, schwerer zu bestimmen.

  • Daneben: Christus in der Mitte mit Siegesfahne (ganz eindeutig → Christus Salvator / Auferstandener).

  • Rechts neben Christus: Apostel mit geöffnetem Buch und kleiner Figur darin → St. Johannes Evangelist (Attribut: Buch mit Symbol).

  • Ganz rechts: Apostel mit langem Stab → möglicherweise St. Jakobus der Ältere (Pilgerstab).

Nähere Bilder des Freskos

Nordseite Langhaus – Passionsfragment

Erhalten ist ein Kruzifixus mit drei trauernden Frauen (Maria, Maria Magdalena, Maria des Kleophas). Es handelt sich erkennbar um zusammengefügte Bruchstücke verschiedener Bilder; die Erzählung blieb dennoch ikonographisch lesbar.

Lebensbaum mit sieben Vögeln

Ein quadratisches Bildfeld zeigt einen Baum, auf dessen Ästen sieben Vögel sitzen – sechs dunkel, einer weiß. Die Darstellung wurde mehrfach gedeutet; wahrscheinlich handelt es sich um einen Lebensbaum. Der weiße Vogel kann als Hoffnungs-/Auferstehungssymbol oder als Heiliger Geist (in Kontrast zur irdischen Vielfalt) gelesen werden. Die archaisch-schlichte Form spricht für eine frühere Entstehung als die übrigen Zyklen.

Fensternischen – Ornament & Evangelisten

Die tiefen Nischen sind mit feinen Rank- und Bandmalereien ausstaffiert. Die heutigen Glasfenster zeigen die vier Evangelisten über ihre Tetramorph-Symbole:

  • Mensch/EngelMatthäus

  • LöweMarkus

  • Stier/OchseLukas

  • AdlerJohannes

Draperie-Zonen – Gemalter Stoff

Auf Brüstungshöhe umläuft eine Zone scheinbar herabgelassener Vorhänge (Draperie-Malerei). Solche illusionistischen „Tapisserien“ gliedern den Raum, schützen die Bildfelder optisch und verleihen dem einfachen Saal liturgische Würde.

Technik und Stil

  • Maltechnik: Kalkgebundene Wandmalerei; in ländlichen Kirchen üblich ist eine Mischtechnik aus Fresco (auf frischem Putz) und Secco (auf trockenem Putz).

  • Putzaufbau: Grober Arriccio als Träger, darüber feiner Intonaco; zeichnerische Rötel-/Schwarz-Konturen; Flächen in Eisenoxid-Rot, Ocker, Erdgrün, Kohle-Schwarz.

  • Stilmerkmale: Lineare Zeichnung, ruhige Flächen, arkadenartige Rahmungen, Nimbus über den Häuptern, betont didaktische Klarheit.

Bedeutung

Die Fresken der Christuskirche sind ein herausragendes Zeugnis dörflicher Sakralkunst an der Wende von der Romanik zur Gotik. Sie zeigen, wie Bibel und Lehre im ländlichen Kontext bildhaft vermittelt wurden – und wie fragil solche Zeugnisse sind. Dass Ruß und Kalk sie retteten, macht den Bestand besonders kostbar.

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