Köln – Dominikanerkirche St. Andreas: Die Christophorus-Statue

Köln – Dominikanerkirche St. Andreas: Die Christophorus-Statue

Statue des Heiligen Christophorus mit dem Jesuskind auf der Schulter in der Kirche St. Andreas, Köln.
Die überlebensgroße Christophorus-Statue am Eingang des südlichen Mittelschiffs, entstanden im späten 15. Jahrhundert.

Inhaltsverzeichnis

Standort

Einleitung

Die monumentale Christophorus-Statue in der Dominikanerkirche St. Andreas in Köln ist eines der beeindruckendsten sakralen Kunstwerke der Stadt. Entstanden im späten 15. Jahrhundert in der Werkstatt des Meisters Tilman, einem der renommiertesten Bildhauer Kölns, zeigt sie den Heiligen in überlebensgroßer Darstellung.

Gefertigt aus Eichenholz mit einer Farbfassung aus dem 19. Jahrhundert, besticht die Statue durch ihre dynamische Bewegung, lebensechte Ausdruckskraft und detailreiche Gestaltung. Christophorus wird hier als starker, entschlossener Mann dargestellt, der das Christuskind auf der Schulter trägt und sich mit einem knorrigen Stab durch das Wasser kämpft – eine eindrucksvolle Inszenierung der bekannten Legende des Christusträgers.

Die Figur gehört zum alten Bestand des ehemaligen Stifts und ist bis heute ein eindrucksvolles Zeugnis der spätgotischen Bildhauerkunst.

Beschreibung der Statue

Material und Maße

  • Material: Eichenholz
  • Höhe: 2,40 m
  • Farbfassung: 19. Jahrhundert

Darstellung

Die Statue befindet sich am Eingang zum südlichen Mittelschiff der Kirche und stellt Christophorus in kraftvoller Bewegung dar.

  • Körperhaltung:
    Christophorus setzt einen Fuß ins Wasser, während der andere sich hebt, um das Ufer zu erreichen. Seine Haltung vermittelt Kraft, aber auch die Belastung durch das Gewicht des Christuskindes.
  • Gewand:
    Sein reich verziertes dunkles Gewand mit goldenen Ornamenten erinnert an orientalische Gewänder und lässt ihn fast wie einen König erscheinen. Die kunstvollen Faltenwürfe und der goldene Gürtel unterstreichen seine majestätische Präsenz.
  • Der Stab:
    In seiner rechten Hand hält er einen knorrigen Holzstab, der ihn stützt. In der Legende blüht dieser Stab am nächsten Morgen – ein Zeichen der göttlichen Bestätigung.
  • Das Christuskind:
    Das Jesuskind sitzt auf seiner linken Schulter und erhebt die rechte Hand zum Segensgestus. Sein sanfter Gesichtsausdruck steht in deutlichem Kontrast zur angespannten Haltung Christophorus’ und symbolisiert das göttliche Licht, das den Heiligen führt.
  • Der Sockel:
    Die Statue steht auf einem geschnitzten Sockel, der das aufgewühlte Wasser des Flusses darstellt. Die Darstellung der Wellen verstärkt die Dramatik der Szene.

Kunsthistorische Einordnung

Die Statue wird der Werkstatt des Meisters Tilman zugeschrieben, der im späten 15. Jahrhundert in Köln tätig war. Tilman war für seine kraftvollen, lebensechten Figuren bekannt, die eine hohe plastische Qualität aufweisen.

Besonders auffällig ist die stilistische Nähe zur Christophorus-Figur im Kölner Dom, die ähnliche Körperhaltung und Gestaltungselemente aufweist. Dies legt nahe, dass beide Werke aus derselben Bildhauertradition stammen.

Die heutige farbige Fassung stammt aus dem 19. Jahrhundert, als viele mittelalterliche Skulpturen neu gefasst wurden. Die intensive Bemalung verstärkt den Ausdruck der Statue und könnte der ursprünglichen Gestaltung nachempfunden sein.

St Andreas Koeln Christophorus
Von Mabit1 - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=102600169

Die Legende des Heiligen Christophorus

Herkunft der Legende

Der Name Christophorus bedeutet „Christusträger“ (griechisch Χριστοφόρος). Seine Verehrung verbreitete sich ab dem 5. Jahrhundert, doch seine historische Existenz ist nicht belegt.

Früh bildeten sich zwei unterschiedliche Legendenstränge:

  1. Östliche Legende: Christophorus soll ursprünglich ein furchteinflößender riesenhafter Hundskopf-Mensch gewesen sein. Durch die Taufe wurde er menschlich und widmete sich dem Christentum.

  2. Westliche Legende: Christophorus wird als menschlicher Riese beschrieben, der dem mächtigsten Herrscher dienen will. Nachdem er erkennt, dass Christus über allem steht, entscheidet er sich, ihm zu folgen.

Die berühmte Flussüberquerung

Die bekannteste Legende beschreibt Christophorus als starken Mann, der Reisende über einen gefährlichen Fluss trägt.

Eines Nachts ruft ein Kind um Hilfe. Christophorus nimmt es auf seine Schulter und beginnt, es hinüberzutragen. Doch mit jedem Schritt wird das Kind schwerer, das Wasser steigt, und er droht zu ertrinken. Am anderen Ufer angekommen, sagt das Kind:

„Mehr als die Welt hast du getragen – der Herr, der die Welt erschaffen hat, war deine Bürde.“

Zur Bestätigung seiner Taufe steckt Christophorus seinen Stab in den Boden. Am nächsten Morgen ist daraus ein blühender Palmbaum gewachsen – ein göttliches Zeichen.

Diese Legende machte Christophorus zu einem Symbol für Glaubenskraft und Schutz auf Reisen.

Jheronimus Bosch Saint Christopher Google Art Project
Von Hieronymus Bosch - www.google.com/culturalinstitute : Home : Info, Gemeinfrei, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=22135833

Christophorus als Schutzpatron

Im Mittelalter galt Christophorus als Schutzheiliger von Reisenden, Pilgern, Seeleuten und Fahrenden.

Der Volksglaube sagte:
„Wer das Bild des heiligen Christophorus erblickt, wird an diesem Tag keinen plötzlichen Tod erleiden.“

Bis heute tragen viele Menschen Christophorus-Plaketten in Autos oder auf Reisen.

Restaurierung und Bedeutung heute

Die Christophorus-Statue in St. Andreas wurde über die Jahrhunderte mehrfach überarbeitet. Besonders die Farbfassung aus dem 19. Jahrhundert verleiht ihr die heute sichtbare Ausdruckskraft.

Dank ihrer meisterhaften Schnitzerei, dynamischen Bewegung und kunstvollen Farbgestaltung zählt sie zu den bedeutendsten Werken spätgotischer Holzbildhauerkunst in Köln.

Heute begrüßt die Statue die Besucher am Eingang der Kirche – ein Symbol für Schutz und Glaubensstärke.

Fazit

Die Christophorus-Statue in der Dominikanerkirche St. Andreas in Köln ist ein Meisterwerk der spätgotischen Bildhauerkunst. Sie vereint Kunstfertigkeit, Spiritualität und tiefe Symbolik.

Mit ihrer eindrucksvollen Darstellung des Heiligen Christophorus bleibt sie ein Mahnmal für die Kraft des Glaubens und den Schutz der Reisenden – und zieht bis heute Gläubige und Kunstinteressierte gleichermaßen in ihren Bann.

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