Von © Carschten / Wikimedia Commons, CC BY-SA 3.0 de, Link
Die Michaelskapelle in Bad Godesberg: Geschichte und Bedeutung
Inhaltsverzeichnis
Die erste Kapelle und ihre Verlegung (9. bis 13. Jahrhundert)
Die Ursprünge der Michaelskapelle reichen bis ins 9. Jahrhundert zurück. An der Stelle, an der heute die Godesburg thront, stand einst eine dem heiligen Michael geweihte Friedhofskapelle. Archäologische Funde von nach Osten ausgerichteten christlichen Gräbern bestätigen den Standort dieser frühen Kapelle im Bereich des heutigen Burgturms.
Mit der Grundsteinlegung der Godesburg im Jahr 1210 unter Erzbischof Dietrich I. von Hengebach musste die ursprüngliche Kapelle weichen. Der Zisterziensermönch und Chronist Caesarius von Heisterbach dokumentiert in seinem „Dialogus miraculorum“ die Umsiedlung der Kapelle und den Beginn des Burgenbaus.
Der Bau der heutigen Michaelskapelle (13. bis 17. Jahrhundert)
Im Zuge der ersten Erweiterungen der Burganlage im Jahr 1244 unter Erzbischof Konrad von Hochstaden entstand eine neue Michaelskapelle, deren Überreste heute noch in der Bausubstanz sichtbar sind. Der genaue Grundriss des mittelalterlichen Gebäudes ist unbekannt, doch Teile des heutigen Mauerwerks stammen von dieser frühen Kapelle.
Unter Erzbischof Walram von Jülich wurde die Kapelle zwischen 1332 und 1349 in die äußere Befestigungsanlage der Vorburg integriert. Ihre Bedeutung als sakrales Bauwerk nahm zu dieser Zeit ab. Während des Truchsessischen Krieges (1583) wurde die Michaelskapelle wie die gesamte Burganlage schwer beschädigt.
Ein Wiederaufbau erfolgte um das Jahr 1660, und die Kapelle wurde erneut dem Erzengel Michael geweiht. Eine Zeichnung des niederländischen Malers Lambert Doomer aus dem Jahr 1663 zeigt ein intaktes Kirchengebäude.
Barocke Neugestaltung und die Verbindung zum Michaelsorden (17. bis 18. Jahrhundert)
Zwischen 1697 und 1699 erhielt die Michaelskapelle unter Josef Clemens von Bayern, Erzbischof von Köln, ein Langhaus und eine prachtvolle barocke Innenausstattung. Die Deckenfresken von Lazaro Maria Sanguinetti schmücken bis heute das Innere.
Ab 1699 wurde die Kapelle zur Hauskirche des Michaelsordens, der wenige Jahre zuvor gegründet worden war. Sie diente sowohl als Gebetsstätte der Bürger als auch als Versammlungsort für religiöse Feiern des Ordens.
Die Michaelskapelle als Pfarrkirche und Friedhofskapelle (19. bis 20. Jahrhundert)
Mit der Loslösung Godesbergs von der Pfarrei Rüngsdorf im Jahr 1804 wurde die Michaelskapelle zur Pfarrkirche von Godesberg. Zu dieser Zeit erhielt sie ein Taufbecken, eine Orgel und einen freistehenden hölzernen Glockenturm.
Das rasche Bevölkerungswachstum führte zum Bau der größeren Pfarrkirche St. Marien am Fuße des Godesbergs, die 1862 eingeweiht wurde. Die Michaelskapelle verlor ihren Status als Hauptkirche und wurde fortan als Friedhofskapelle genutzt.
Die barocken Elemente wie die Kanzel, das Taufbecken und die Empore wurden entfernt. Dennoch bleibt die Kapelle ein wichtiger Bestandteil der lokalen Kultur und wird bis heute für die Karfreitagsprozessionen genutzt.
Der Burgfriedhof: Ein Ort der Ruhe
Vor der Michaelskapelle liegt der Burgfriedhof, der mit seinen Grabsteinen aus verschiedenen Epochen eine einzigartige Atmosphäre schafft. Besonders die kunstvoll gearbeiteten Statuen und Reliefs machen ihn zu einem sehenswerten Ort der Besinnung.
Der Friedhof zeugt von der langen Geschichte des Ortes und verbindet die Vergangenheit mit der Gegenwart. Er lädt Besucher ein, die besondere Stimmung dieses Ortes auf sich wirken zu lassen.
Zusammenfassung
Die Michaelskapelle in Bad Godesberg ist ein beeindruckendes Zeugnis von Geschichte, Kunst und Glauben. Ihre wechselvolle Vergangenheit, von der mittelalterlichen Friedhofskapelle bis zur barocken Hauskirche, macht sie zu einem faszinierenden Ort, der sowohl kulturhistorisch als auch spirituell von Bedeutung ist.
Mit ihrer Lage auf dem Godesberg und dem angrenzenden Burgfriedhof bleibt sie ein Ort der Besinnung und des Staunens – und ein stiller Zeuge der Jahrhunderte.
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Quellenangaben
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Literatur
- Norbert Schloßmacher: Michaelskapelle und Marienkirche in Bonn-Bad Godesberg. Herausgegeben vom Rheinischen Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, Redakteur Karl Peter Wiemer. Neusser Druckerei und Verlag, Neuss 2000, ISBN 3-88094-866-6 (Rheinische Kunststätten Heft 454).
- A. Wiedemann: Geschichte Godesbergs und seiner Umgebung, Zweite vermehrte Auflage, Verlag des Amtes Godesberg, Bad Godesberg 1930, S. 407–427.
- Peter Jurgilewitsch, Wolfgang Pütz-Liebenow: Die Geschichte der Orgel in Bonn und im Rhein-Sieg-Kreis, Bouvier Verlag, Bonn 1990, ISBN 3-416-80606-9, S. 137. [noch nicht für diesen Artikel ausgewertet]
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- Internetseite mit Informationen zur Michaelskapelle
- Hinter den Kulissen bröckelt es. Zum aktuellen Sanierungsbedarf der Michaelskapelle, Artikel des Bonner General-Anzeigers vom 9. März 2011, abgerufen am 3. April 2011.
- Website des Fördervereins Michaelskapelle. Abgerufen am 9. Dezember 2012.Paul Clemen: Die Kunstdenkmäler der Stadt und des Kreises Bonn. L. Schwann, Düsseldorf 1905, S. 290–293 (=Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 5, Abt. 3, S. 586–589). (Unveränderter Nachdruck Verlag Schwann, Düsseldorf 1981, ISBN 3-590-32113-X) (Internet Archive)
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Weblink
Commons: Michaelskapelle (Bad Godesberg) – Sammlung von Bildern- Internetseite mit Informationen zur Michaelskapelle
- Hinter den Kulissen bröckelt es. Zum aktuellen Sanierungsbedarf der Michaelskapelle, Artikel des Bonner General-Anzeigers vom 9. März 2011, abgerufen am 3. April 2011.
- Website des Fördervereins Michaelskapelle. Abgerufen am 9. Dezember 2012.
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